Gedichte
... und ich bin der König ...
Frage mal wen,
´ne Prinzessin zu sehn,
ist heut gar nicht so leicht wie man denkt.
Wohl sieht man sie
im Journal im TV,
doch dort wirkt sie meist etwas beschränkt.
Ich kenne eine, die ist blitzgescheit
und hat ein schneeweißes Kleid.
Morgens recht früh
sitzt sie auf meinem Knie
und sie weiß über alles Bescheid.
... und ich bin der König
und du die Königin
in unserm kleinen Reich
am Rande der vernebeltgeknebelten Welt.
Hier kümmert uns wenig
ihr Sinn und Widersinn.
Ein bißchen entrückt,
ein bißchen verrückt tun wir was uns gefällt.
Was zieht man an,
wenn der Tag schon begann?
fragt sich jede Prinzessin zuhaus.
Doch schränkt sie ein:
nur ein Kleid kann es sein!
also räumt sie den Kleiderschrank aus:
hier eine Schleppe und dort einen Schal,
dann geht’s zu Mamas Regal:
lippenstiftbunt
lacht bald nicht nur ihr Mund ...
für den Rest baut sie aufs Personal
... und das ist der König
und du die Königin
in unserm kleinen Reich
am Rande der vernebeltgeknebelten Welt.
Hier kümmert uns wenig
ihr Sinn und Widersinn.
Ein bißchen entrückt,
ein bißchen verrückt tun wir was uns gefällt.
Lädt sie zum Tee
vor das Puppenbuffett,
ist die Tafel vollendet geschmückt.
Hier gibt es Sekt,
der nach Apfelsaft schmeckt
und der Knet ist gefällig zerdrückt.
tritt goldig lächelnd der Prinz noch herein
und lädt sich raubritternd ein:
dann wird sie laut,
ja da wird hingehaut,
kurz: der Umgang ist grade nicht fein.
... und ich bin der König
und du die Königin
in unserm kleinen Reich
am Rande der vernebeltgeknebelten Welt.
Hier kümmert uns wenig
ihr Sinn und Widersinn.
Ein bißchen entrückt,
ein bißchen verrückt tun wir was uns gefällt.
Mittags vor zwei,
liegen Nerven schon frei,
bittet man Frau Prinzessin zur Ruh.
Doch das geht nur
in Prinzessin-Montur
und das gibt man dann auch gerne zu.
Lächelnd schmiegt sie sich ins Kissen hinein,
zweimal Dornröschen muß sein
und ich sag ihr:
„hundert Jahre bei dir
schlaf ich gern“ und dann schläft sie auch ein.
... und ich bin der König
und du die Königin
in unserm kleinen Reich
am Rande der vernebeltgeknebelten Welt.
Hier kümmert uns wenig
ihr Sinn und Widersinn.
Ein bißchen entrückt,
ein bißchen verrückt tun wir was uns gefällt.
Komm ich spät heim,
liegt ein Kleid dort allein,
hier ein goldener Schuh auf dem Gang.
Ich denke gleich,
ob wohl heut meinem Reich
ein beglückendes Leben gelang?
Prinz und Prinzessin die liegen schon still,
auch die, die´s nicht mehr sein will.
Ich komm zu dir
und ich denke bei mir:
schon so spät? ... und die Zeit hält nicht still,
doch noch bin ich König
und du die Königin
in unserm kleinen Reich
am Rande der vernebeltgeknebelten Welt.
Hier kümmert uns wenig
ihr Sinn und Widersinn.
Ein bißchen entrückt,
ein bißchen verrückt tun wir was uns gefällt.
Tobias Mücke