Gedichte
Notturno
Ein blauer Hahn saß heut Nacht vor meinem Fenster
und hat den weißumwölkten Mond still angesehn
und um die Zeit der Dämonen und Gespenster
blieb in der kleinen Stadt die Turmuhr einfach stehn.
Doch keinem Mensch ist der Missstand aufgefallen,
nur ein Bajazzo hat darüber leis gelacht.
Zwar ließ zur Zeit auch ein Hund sein Heulen schallen,
doch hat wohl der darüber nicht so nachgedacht.
Auf einem Berg – gar nicht weit von jenem Städtchen –
stand auch ein Geiger voller Glück und Euphorie
und spielte leis für ein wunderschönes Mädchen
wohl eine nie zuvor gehörte Melodie.
In stiller Pracht ging ein Engel durch die Straße
und warf in jedes Haus ein bisschen Glück hinein.
Der große Strauß gelber Blumen in der Vase
sog all das Schöne dieser Nacht in sich hinein.
Soll morgen früh aus ich weiß nicht welchen Gründen
der gelbe Blütenbaum vor deinem Zimmer stehn
und könntest du dessen Schönheit nachempfinden,
wird irgendwo ein blauer Hahn glückselig krähn.
Tobias Mücke